Leutnant d.R. Leo Theilken hat im vergangenen Jahr beim Wettkampf in Kanada sein Debüt gegeben. Hier erzählt er, wie er seinen Weg zum militärischen Fünfkampf und ins Team gefunden hat und wie ihm der erste Wettkampf gefallen hat.
„Wenn mir jemand am Anfang des Jahres gesagt hätte, dass ich zur Weltmeisterschaft der Reservisten in Kanada mit einer Woche Vorbereitung in den USA fahren würde, hätte ich lächelnd den Kopf geschüttelt. Jedoch: unverhofft kommt oft!
Aber der Reihe nach. Über Ecken hörte ich von CIOR bzw. CISOR: Reservisten, die an internationalen Wettkämpfen teilnehmen und sich dort in fünf Disziplinen messen: Schießen (Gewehr, Pistole), Hindernisbahn Wasser, Hindernisbahn Land, Orientierungslauf und Handgranatenzielwerfen. Ich war schon immer sportaffin und ein passabler Läufer. Die Hindernisbahn Land hatte ich einmal zuvor gemacht, die im Wasser noch nie. Ich muss zugeben, dass Wasser überhaupt nicht mein Element ist. Dennoch war mein Interesse geweckt und ich nahm an zwei Trainingswochenenden im Mai und Juni teil, mit der Aussicht, als Novize (erstmaliger Wettkämpfer)
im August mit in die USA/Kanada zu fahren.
Die Trainingswochenenden beginnen mit einem freien Schwimmtraining am Freitagabend, bevor es Samstag Vormittag zum Schießen geht. Nach der Mittagsverpflegung, wird diese beim Handgranaten werfen verdaut, bis es schließlich zur Hindernisbahn Land geht. Aufwärmen, Einweisung für die Novizen, oder Testen einzelner Hindernisse für die Erfahrenen und dann ein scharfer Durchgang oder Teilstrecken. An der Hindernisbahn (Hiba) komme ich meinen körperlichen Grenzen definitiv am nächsten – es lohnt sich jedoch immer. Abends gehts es dann zur Hindernisbahn Wasser mit einem ganz ähnlichen Ablauf. Am nächsten Tag findet ein Orientierungslauf mit speziellen Karten (Luftbild, Läuferkarten, topografische Karten etc.) statt. Gegen Sonntag Mittag endet die Veranstaltung und der Heimweg wird angetreten.
Schnell fühlte ich mich wohl in der bunt gemischten Truppe aus allen Dienstgradgruppen und Truppengattungen. Der Sportsgeist überwiegt dem militärischen Ton und ich habe den Umgang als sehr freundlich, fast schon familiär wahrgenommen – auch als Neuling. Mit zwei anderen Novizen, einem Obergefreiten und einem Leutnant, wurde ich mit viel Geduld in die einzelnen Disziplinen eingewiesen und geschult. Alle Tricks und Kniffe zum Überwinden von Hindernissen, dem richtigen Schießablauf und Wurftechniken wurden bereitwillig geteilt. Und selbst bei schlechteren Ergebnissen (ich hatte vorher nie G3 freihändig liegend auf 200m geschossen) wurde mir nie die Motivation genommen. Im Gegenteil: an einem Wochenende habe ich es sogar geschafft, meine Ergebnisse beim Schießen mit der Pistole zu verdoppeln. Ein guter Tag!
Insgesamt ist mir aufgefallen, dass bei einer vorhandenen Grundfitness ein schneller Fortschritt keine Seltenheit ist. Sobald das Wissen vermittelt wurde, wie zu Schießen ist, oder wie Hindernisse zu überwinden sind, macht man große Sprünge nach vorne. Es braucht keinen austrainierten Vollathleten. Es kommt tatsächlich viel auf die Technik an. Für mich persönlich nehme ich insbesondere die Motivation mit, privat mehr Sport zu treiben. Vor allem habe ich mir vorgenommen, mehr schwimmen zu gehen, um dort meine Leistungen weiter zu verbessern. Eine win-win Situation.
Das Beste war natürlich die Möglichkeit, in die USA/Kanada zu fliegen, um dort an der Vorbereitung und dem Wettkampf teilzunehmen. Zuerst gab es eine Woche Training in Burlington, Vermont. Dort wurden wir von Erfahrenen Ex-CIOR-Wettkämpfern geschult und trainiert in allen Disziplinen. Abends wurden wir in das nahgelegene Burlington gefahren und konnten dort auch die touristischen Seiten genießen. In dieser Zeit lernte ich das Team noch besser kennen. Für mich persönlich herrscht genau der richtige Mix zwischen Konzentration auf das Training und Genießen der Zeit im Ausland. Die Stimmung, das Miteinander und die Bereitschaft die Neuen zu unterstützen: ich hätte mir nicht mehr wünschen können.
Es folgte eine Woche in Quebec, wo in einer Kaserne außerhalb der Stadt, der Wettkampf stattfinden sollte. Vorgeschoben gab es wieder ein paar Tage „Akklimatisierung“ an die dortigen Bedingungen: Waffen einschießen, Hindernisbahnen erkunden, Orientierungslauf und grundsätzliche Möglichkeiten für Sport.
Die Stimmung vor Ort war sehr gut. Teams aus den Niederlanden, Schweden, Finnland, Norwegen, Frankreich, England, der Schweiz und sogar Südafrika tummelten sich in der Kaserne. Dieser interkulturelle Austausch war natürlich ein willkommener und spannender Nebeneffekt.
Der Wettkampf an sich war ein persönliches Highlight. Die Mischung aus Fokus, Konzentration und Spaß machten diesen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Angefeuert von der ganzen Mannschaft sich über die Hindernisbahn im Team zu dritt zu quälen ist einmalig. Selbst das feine Gala-Dinner mit den Auszeichnungen (sehr viele für Deutschland), kam an das Hiba-Erlebnis nicht dran. Ich werde definitiv dabei bleiben. Danke CIOR!
Wenn du nun auch Lust hast, beim nächsten Wettkampf dabei zu sein findest du alles weitere zur Anmeldung unter dem Menüpunkt „Wettkämpfer werden„.