Deutsche CIOR-Fünfkämpfer wieder erfolgreich in Estland

Hammelburg, 27.7.2024, 6:00 Uhr. Nach einer intensiven Trainingswoche an der Infanterieschule brechen wir nach Tallinn auf. In der zurückliegenden Woche konnten wir intensiv Schießen trainieren und auch unsere Fähigkeiten auf der Land- und Schwimmhindernisbahn verfeinern. Besonders fordernd waren die Orientierungsläufe mit neuem Kartenmaterial. Während der Trainingswoche hatten wir Glück mit dem Wetter, aber Deutschland verabschiedet uns mit Regen. Ein guter Tag also, um nach Estland aufzubrechen.

Die Bedingungen in Tallinn waren sehr gut. Im Gegensatz zu vielen Wettkämpfen in den letzten Jahren waren wir nicht in einer Kaserne, sondern in einem gut geführtem Mittelklassehotel mit hervorragendem Essen und einer rustikalen Bar untergebracht – ein ungewohnter Komfort für die 40 Wettkämpfer aus 13 Nationen.

Am ersten Trainingstag konnten wir uns mit den Waffen vertraut machen. Hier erwartete uns das estnische R-20 RAHE, ein AR-15-System von LMT Defence im Kaliber 5,56mm x 45, bei welchen jedoch durchgehend die aufklappbare Lochkimme ein seitliches Spiel aufwies. Das sorgte natürlich für Frustrationen und Enttäuschung bei den ersten Trefferbildern und Ergebnissen, die zum Teil deutlich schlechter waren, als aus unserem Training mit dem G3 gewöhnt.

Stabsarzt Jonathan Häußer beim Schießen auf 200 m mit dem Sturmgewehr R-20 RAHE.
Stabsarzt Jonathan Häußer beim Schießen auf 200 m mit dem Sturmgewehr R-20 RAHE.

Mit der Pistole fühlten wir uns dafür wohler. Es handelte sich um eine USP von Heckler&Koch. Sie ist baugleich mit unserer P8, welche wir im Training im Kaderstützpunkt Hammelburg verwenden. Dementsprechend waren unsere Ergebnisse ähnlich wie in der Vorbereitung in der Infanterieschule – mal abgesehen von ein paar Probleme mit der elektronischen Trefferanzeige.

25m Pistolenschiessen mit der H&K USP: Oberleutnant Julian Mösle, Team DEU2.
Oberleutnant Julian Mösle beim Pistolenschiessen auf 25 m mit der H&K USP.

Als schwacher Trost galt, dass alle Nationen mit diesen Herausforderungen zu kämpfen hatten. Ungewöhnlicherweise waren die Ergebnisse beim Gewehrschießen letzten Endes im Durchschnitt besser als bei der Pistole. Team DEU2 konnte mit den widrigen Gegebenheiten am besten umgehen und damit das Schießen gewinnen. Zudem wurde SU d.R. Christian Lange bester Einzelschütze.

Team DEU1 auf der Schwimmhindernisbahn.
Team DEU1 auf der Schwimmhindernisbahn

Tag 2 begann mit dem Hindernisschwimmen. Im Freibad bei Sonnenschein erwartete uns eine Hindernisbahn in doppelter Ausführung in einem 50m-Becken. Genug Platz also für die Teams, sich zu entfalten. Die schweren Anzüge drückten aber auf die Schwimmzeiten. Zudem hatte Team DEU2 einen eher mäßigen Lauf, sie landeten auf Platz 6 beim Schwimmen. Team DEU1 erreichte mit Ersatzmann Platz 12, nachdem einer unserer Wettkämpfer krankheitsbedingt ausfiel.

Team DEU2 auf der Schwimmhindernisbahn.
Team DEU2 auf der Schwimmhindernisbahn.

Der Sieg in der Hindernisbahnwertung und damit der zweite Tagessieg schien für unser bewährtes Veteranenteam DEU2 also weit entfernt. Auf der Landhindernisbahn, welche für den bereits 2019 hier stattgefundenen Wettkampf neu gebaut worden war, bot Botswana trotz ihrer ersten Teilnahme an diesem Wettkampf eine starke Konkurrenz. Team DEU2 konnte jedoch wie im vergangenen Jahr die schnellste Zeit laufen. Damit konnten sie den beim Schwimmen erstplatzierten Niederländern noch einige Sekunden abnehmen. Für den Tagessieg reichte es aber nicht mehr, es blieb ein guter Platz 2 hinter den Niederlanden. Viel fehlte jedoch nicht, nur eine Sekunde beim Schwimmen hätte für den ersten Platz gereicht. So konnte der Vorsprung in der Gesamtwertung noch etwas ausgebaut werden. Die im Orientierungslauf traditionell starken Finnen folgten aber auf Platz 2 in der Gesamtwertung.

Team INT3 mit Major Sterling Broadhead /USA, StaffSgt Tumelo Ntwaagae/BWA, Major Daniel Uphaus/DEU.
Team INT3 mit Major Sterling Broadhead /USA, StaffSgt Tumelo Ntwaagae/BWA, Major Daniel Uphaus/DEU.

Am dritten Wettkampftag erwartete uns ein fordernder Orientierungslauf. Schon am ersten Posten scheiterten viele Teams. Ausschlaggebend war hier sicherlich auch, dass das Kartenmaterial teilweise über 20 Jahre alt war, insbesondere das entscheidende Luftbild für diesen Posten bildete dadurch auch nicht mehr die vorgefundene Wirklichkeit ab. Weiter ging es mit normalen Orientierungslaufkarten, Reliefkarten und Karten, welche nur Höheninformationen enthielten. Weitere Posten konnten nur über die angegebene Richtung und Entfernung gefunden werden. Freud und Leid lagen dabei nah beieinander. Neben dem Wald erwartete uns immer wieder sumpfiger Untergrund, welcher nur sehr schwer zu belaufen war. Allerdings wurden wir dort mit Heidelbeeren belohnt und einem Duft von Citrus, der uns in die Nase stieg. Zwischendurch steckte dafür aber auch das ein oder andere Bein bis übers Knie im Sumpf.

Das Handgranatenwerfen kurz vor dem Ende des Orientierungslaufs lief eher mäßig. Hier machte sich die Erschöpfung aufgrund des ungewöhnlichen langen Laufs bei vielen Teams bemerkbar. Schließlich kam DEU2 nach 2:40 Stunden mit der drittschnellsten Laufzeit aus dem Wald. Nach Zusammenzählen der zum Orientierungslauf zugehörigen Disziplinen – neben dem Handgranatenzielwerfen auch das Kartenlesen und das Entfernungsschätzen – gingen dann die ersten beiden Plätze hier an zwei estnische Teams, was nicht zuletzt am Heimvorteil der Esten in dieser Disziplin und Örtlichkeit lag. DEU2 blieb auf Platz 3.

Den Orientierungslauf konnten die Teams in der für die skandinavischen Länder obligatorischen Sauna an dem im Zielgebiet liegenden See ausklingen lassen und schließlich die Leistungen der vergangenen Tage bei der traditionellen CIOR-Feier am gleichen Abend ausgiebig feiern.

In der Gesamtwertung stand dennoch auch nach Tag 3 Team DEU2 ganz vorne, gefolgt von EST3 und FIN6 auf den Plätzen 2 und 3. Ebenso errang damit DEU2 in der Veteran-Kategorie (mindestens 5 Wettkampfteilnahmen) den ersten Platz, während DEU1 mit einem vierten Platz in dieser Kategorie nur knapp das Treppchen verfehlte. Bemerkens- und begrüßenswert war bei dem diesjährigen Wettkampf, dass mit 10 Mannschaften besonders viele Frauenmannschaften am Start waren. Neben neuen und bekannten Gesichtern aus den USA, Dänemark, Schweden, Niederlande, Finnland und Estland waren auch insgesamt drei neue Teams aus Südafrika und Botswana vor Ort. Unter den Frauen konnte sich letztlich Team EST2 durchsetzen. Eine besondere Ehre war, dass die Medaillen für die besten Teams in der Gesamtwertung und für die beste Frauenmannschaft beim abschließenden Galadinner vom amtierenden estnischen Präsidenten Alar Karis verliehen wurden.

Verleihung der Medaillen für den Gesamtsieg an DEU 2 (vlnr: SA Häusser; SU Lange; OL Mösle) durch den amtierenden estnischen Staatspräsidenten Alar Karis.
Verleihung der Medaillen für den Gesamtsieg an DEU2 (v.l.n.r.: SA Häusser; SU Lange; OL Mösle) durch den amtierenden estnischen Staatspräsidenten Alar Karis.

Mit 4 führend in der Anzahl der Goldmedaillen, und insgesamt 6 Edelmetall-Platzierungen, konnte unterm Strich der deutsche CIOR Wettkampfkader seine Leistungsfähigkeit wieder einmal unter Beweis stellen. Die Konkurrenz schläft allerdings nicht. Neben den anderen starken Veteranenteams, zeigten auch viele gute Novice- und Experienced-Teams (1. bzw. 2.-4 Wettkampfteilnahme) ihr Potential. Umso wichtiger ist uns die Nachwuchsgewinnung. Wir suchen daher immer nach Reservistinnen und Reservisten, die Freude an militärsportlichen Herausforderungen und internationalen Wettkämpfen haben. Auch Funktionspersonal für die Trainingseinheiten ist herzlich willkommen. Interessenten können sich auf unserer Webseite informieren, oder auch direkt an den Reservistenverband unter internationales@reservistenverband.de wenden.