Deutsche Wettkämpfer siegreich bei improvisiertem CIOR-Wettkampf in Prag

Unsere CIOR-Wettkampfmannschaft erringt den Gesamtsieg und gewinnt zahlreiche Einzelwertungen.

CIOR-Wettkampf

Der CIOR-Wettkampf gehört zu den größten sportlich-militärischen Herausforderungen der Welt. Jedes Jahr kommen Reservisten aus NATO-Staaten und assoziierten Ländern wie der Schweiz und Südafrika zusammen, um sich in einem hochspezialisierten militärischen Fünfkampf zu messen und die fittesten Reservisten der Welt zu ermitteln. Schießen mit Gewehr und Pistole – präzise und im Schnellfeuer, eine 500m lange Hindernisbahn, eine 50m lange Hindernisschwimmstrecke in Uniform, ein militärischer Orientierungslauf mit Kartenlesen und Entfernungsschätzen sowie Handgranatenzielwurf sind die Disziplinen. Neben den körperlichen Herausforderungen treten alle Wettkämpfer auch noch intellektuell in taktischer erster Hilfe und Kriegsvölkerrechtswettbewerben gegeneinander an. Ein umfassender Test der körperlichen und geistigen Einsatzbereitschaft!

Wer bei den CIOR-Wettkämpfen erfolgreich ist, kann also sicher sein, zu den in jeder Hinsicht besten Reservisten weltweit zu gehören.

Flugrolle
Die Flugrolle durch den Reifen spart OL z.S. Junge wertvolle Sekunden

Training für das Unvorhersehbare

Wie Sportler in der Olympia-Vorbereitung trainieren die Reservistinnen und Reservisten der deutschen CIOR-Wettkampfmannschaft mit allen interessierten Bewerbern ganzjährig auf die speziellen Herausforderungen des Wettkampfes der alljährlich im Sommer stattfindet. Nach einem Winterkonditionstraining im Februar in Bischofswiesen, monatlichen Trainingswochenenden und einer Trainingswoche am Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg fühlten sich die deutschen Wettkämpfer dieses Jahr bestens vorbereitet. Wenige Tage vor Abreise dann die Nachricht aus Tschechien: die Wettkampfstätten stehen nicht zur Verfügung – alle Disziplinen müssen spontan improvisiert werden. Vorbereitung von wenigen Stunden am Tag des Wettkampfs statt monatelanger ausgefeilter Trainingskonzepte.

Doch das vielseitige Training am Ausbildungszentrum Infanterie und die zahlreichen Anleitungen der Disziplintrainer um Cheftrainer Major Felix Wernitz für individuelle Übungen zu Hause haben sich ausgezahlt: die deutschen Wettkämpfer meisterten jede noch so unvorhersehbare Herausforderung. Ein realistischer Test wechselhafter Bedingungen, wie sie in Einsatz und Gefecht drohen.

Internationaler Austausch

Der CIOR-Wettkampf ist auch eine ideale Gelegenheit, die eigenen sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen zu fördern und auszubauen. Trotz Wettkampfes zwischen den Nationen steht sportliche Fairness an erste Stelle. Alle Teams, Ausbilder und Schiedsrichter stehen die ganze Woche im Austausch miteinander. Besonders intensiv ist der Austausch in den internationalen Teams, in denen einzelne Reservisten der verschiedenen Nationen gemeinsam antreten. Stabsgefreiter Alexander Klaas hatte das Vergnügen in Team International 2 mit Kameraden aus Finnland und der Schweiz, Major Dr. Antonio Ruzzu in Team International 4 mit Kameraden aus Schweden und Südafrika anzutreten. Eine ganze Woche englischsprachigen Teamworks gerade in den Stresssituationen körperlicher und mentaler Belastung war für beide eine einzigartige Lernerfahrung. Das Team von SG Klaas krönte die Erfahrung noch mit dem Sieg in der internationalen Wertung und dem Tagessieg im kombinierten Schießen! Zwei weitere Podestplätze unter deutscher Beteiligung.

2017 stiegen die deutschen Wettkämpfer noch früher als sonst in den internationalen Austausch ein: Die Mannschaft des Vereinigten Königreichs reiste mit 17 Athletinnen und Athleten zum gemeinsamen Abschlusstraining nach Hammelburg. Ausbildungszentrum Infanterie, Streitkräfteamt, Reservistenverband und Trainerstab konnten damit kurzfristig sicherstellen, dass auch die britischen Nachwuchsathleten rechtzeitig Wettkampfreife erreichten. Die Mannschaftsführung um Hauptmann Dr. Ulrich stellte das gesamte Training auf Englisch um, alle Wettkämpfer wurden gemeinsam intensiv gefordert – wegen einer Woche Dauerregens auch auf einer improvisierten Hindernisbahn in der Halle. Das Training lief so erfolgreich, dass Team Großbritannien 5 noch vor drei deutschen Teams auf den Plätzen 2-4 den Tagessieg im kombinierten Orientierungslauf erringen konnte.

Prag

Nach gemeinsamer Busanreise der deutschen und britischen Wettkampfmannschaft am 29. Juli nach Prag begann der Wettkampf sofort. Keine ausführlichen Tests von Wettkampfstätten und Material, sondern kurze Besichtigung und unmittelbarer Start.

Zur Eröffnungsfeier hoch über der Prager Altstadt traten die Wettkampfmannschaften aller Nationen gemeinsam mit den weiteren Teilnehmern des CIOR/CIOMR-Sommerkongresses vor ehrwürdiger Kulisse an und konnten beim anschließenden „Icebreaker“ Kontakte pflegen.

Improvisation auf der Hindernisbahn…

Am 2. Tag fuhren wir zum ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatz „Tankodrom Milovidze“. Über die nächsten Tage lernten wir die Gegend gut kennen – Hindernislauf, Handgranatenzielwurf, Schießen und Orientierungslauf fanden hier statt. Die Hindernisbahn ist entstand nach Privatisierung und erfüllte keine Standards. 20 im Eigenbau errichtete Hindernisse aus Holz, Seilen und Reifen mussten bisher wohl nur Freizeitabenteurern standhalten. 15 Minuten Proben der CIOR-Wettkämpfer konnte die Hälfte der Hindernisse nicht standhalten – auf so viel Kraft und Tempo waren sie nicht ausgelegt. Die Sanierung und Verstärkung begann sofort. Bis drei Minuten vor dem Start des ersten Teams dröhnten Motorsägen und Hammerschläge über den Platz. Mit Erfolg, die verstärkte Bahn überstand fast alle 26 Teams. Am Ende siegte Team Niederlande 2 knapp vor Deutschland 4 (Oberleutnant z.S. Björn Junge, Stabsunteroffiziert Christian Fritzsche, Staabsgefreiter Thomas Kräuter).

…und beim Schießen

Tag 3 stand ganz im Zeichen des Schießens. Erst Gewehr, dann Pistole bei 37°C im Schatten. Aber den gab es fast nirgends. Auch Waffen waren Mangelware. Ohne die wenigen vorhandenen Waffen wie üblich  justieren zu können, sondern mit teils abenteuerlichen Haltepunkten simulierte der Schießwettkampf das sofortige Nutzen frisch erbeuteter Waffen.

Der Schwimmwettkampf

Am vierten Tag dann Kontrastprogramm: ganztägig im Schwimmbad. Allerdings waren weder Wasser-Hindernisbahn, noch genügend einheitliche Uniformen zum Kleiderschwimmen vorhanden. Also improvisierte die Jury wieder: US Navy-SEAL Commander Grant Staats entwickelte eine Alternative auf Basis des SEAL-Trainings: 12,5m Schwimmsprint – lösen einer festgebundenen Boje – 12m Sprint mit Boje in der Hand oder zwischen den Zähnen – abtauchen und befestigen der Boje unter Wasser – raus aus dem Wasser – Wendung – Kopfsprung – 12,5m Sprint – abtauchen und aufnehmen einer 10kg schweren AK47-Attrappe unter Wasser – 12,5m Schlusssprint mit dem Gewehr.  Mit Deutschland 4 knapp hinter den schnellsten Briten waren am Ende zwei in Hammelburg trainierte Teams vorne. Am Abend wieder Unterhaltungsprogramm: „National Evening“ im Hotel International. Bestes Essen, folkloristische Darbietungen  und Musik im Stadtzentrum. Zwar mit Zapfenstreich um 23 Uhr, aber das rechtzeitige Schlafen war wichtig.

Schwimmen Deutschland 3
Team Deutschland 3 mit Waffen auf der Zielgerade des Schwimmwettkampfs

Showdown beim Orientierungslauf

Denn am 5. Tag stand das abschließende Highlight jedes CIOR-Wettkampfes an – der Orientierungslauf. Wieder ging es per Bus auf den ehemaligen sowjetischen Übungsplatz. Dort fand zu Beginn des Laufs der praktische Test in Combat Casulty Care statt: erste Hilfe an Verletztendarstellern in Bunkeranlagen und unter der strengen Aufsicht der Schiedsrichter, der Ärzte und Sanitäter von CIOMR. Dann 14km durchs Gelände: heiß, schwül, dornig und verwachsen; später Platzregen. Karten zum Teil noch aus Sowjetzeiten verlangten den Wettkämpfern viel Vorstellungsvermögen ab: Wie hat sich der Baumbestand in 30 Jahren wohl entwickelt, welche Wege sind neu, welche nicht mehr erkennbar und welche Gebäude auf dem Truppenübungsplatz waren wohl so geheim, dass sie nie auf der Karte waren…? Zum Zieleinlauf noch eine spannende Einlage: wer sich zum vermeintlichen Schlusssprint verausgabt hatte, wurde böse überrascht. Jetzt musste jedes Team noch einen Schützengraben voller Hindernisse und mit Sandsäcken auf den Schultern meistern.

Die Favoriten Deutschland 4 liefen zwar am schnellsten, standen im Ergebnis aber doch hinter Großbritannien 5, die deutlich mehr Handgranaten in die Ziele werfen konnten. Mit Deutschland 3 (Oberstleutnant Mattias Blaschke, Hauptmann Thomas Freudenmann, Oberstleutnant Norman Karmper) und Deutschland 2 (Oberleutnant Christian Oberlander, Oberleutnant Daniel Hummel, Obergefreiter Dominik Illichmann) auf den Plätzen 3 und 4, prägten Hammelburger Teams die Top 4 der Orientierungslaufwertung.

Orientierungslauf Prag
Zieleinlauf Orientierungslauf: Nach über 14km kreuz und quer durch den Wald zum Abschluss noch mit Sandsäcken durch den Schützengraben

Nach dem Wettkampf

Zurück im Studentenwohnheim zelebrierten die Wettkämpfer bei einem Sportlerabend ausgelassen die eigenen Leistungen und Erfolge.

Der letzte Tag begann intellektuell: 3 Stunden Präsentation, Videos und Diskussion zum Kriegsvölkerrecht mit den Juristen des CIOR Legal Committee und anschließendem teamweisen Test.

Dann ging es im Dienstanzug zur Preisverleihungszeremonie. Die deutschen Wettkämpfer zeigten sich umsichtig bei der Platzwahl: am Rand sitzend sparten sie allen Teilnehmern viel Zeit bei ihren zahlreichen Aufrufen. Gesamtsieg und Sieg in der Kategorie Veteran für Deutschland 4, Sieg in der Kategorie Experienced und Platz 3 in der Gesamtwertung für Deutschland 2, Platz 3 in der Kategorie Veteran und in der Sonderwertung Combat Casulty Care für Deutschland 3, sowie der Sieg von International 2 in den Kategorien International Teams und Schießen belegten neben dem 8. Platz in der Gesamtwertung für Deutschland 1 (Stabsarzt Tobias Keil, Hauptmann Daniel Skork, Oberleutnant Sven Wachow) eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der deutschen CIOR-Wettkampfmannschaft.

Ein abendlicher Gala-Ball mit Musik und Showtanzeinlagen schloss die Wettkampfwoche stilvoll ab.

CIOR-Wettkampfmannschaft
Die deutsche CIOR-Wettkampfmannschaft nach Siegerehrung mit Oberst Benedict Freiherr von Andrian-Werburg, dem Leiter des Kompetenzzentrums für Reservistenangelegenheiten der Bundeswehr

Weitere Fotos vom Wettkampf findest du in unserem Fotoalbum bei Facebook.

Interesse?

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